Welche Berührungspunkte mit Demokratiebildung hattest du vor deiner Teilnahme an „Werte im Quadrat“?
Als Grundschullehrerin darf ich an einem Ort arbeiten, der für junge Menschen einen unheimlich wichtigen Teil ihres Lebens darstellt und der einen großen Einfluss auf ihre Entwicklung hat: Das ist der Ort „Schule“. In vielerlei Hinsicht ist Schule ein wertvoller Ort, an dem unter anderem auch die Demokratiebildung einen großen Raum einnimmt. Das bedeutet, dass hier junge Menschen dazu befähigt werden sollen, sich in unserer Gemeinschaft zu orientieren und sich mit gesellschaftlichen und politischen Fragen kritisch auseinanderzusetzen. Mindestens genauso wichtig ist es, den Kindern ihre Rechte bewusst zu machen. Demokratiebildung ist also unerlässlicher Teil meiner Arbeit.
Was hat sich durch deine Teilnahme bei „Werte im Quadrat“ an deinem pädagogischen Alltag geändert?
„Werte im Quadrat“ hat mir für meinen pädagogischen Alltag unheimlich viel neuen Input gegeben und mein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Demokratiebildung geschärft. Wir haben es in der Schule mit einer heterogenen Lerngruppe zu tun, die eine große Bereicherung darstellt und gleichzeitig auch nach Antworten verlangt, wie wir unser soziales Miteinander gestalten wollen. Kinder kommen mit unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen und Sozialisationsbedingungen, individuellen Interessen und Neigungen, verschiedenen Lernerfahrungen und Entwicklungsständen sowie eigenen persönlichen Einstellungen und Werten in die Schule.
Meine Teilnahme bei „Werte im Quadrat“ hat mich dabei unterstützt, für die Wertevorstellungen anderer Menschen offen zu sein und mich und meine Einstellungen immer wieder neu zu hinterfragen. Als Lehrerin habe ich die großartige Möglichkeit, junge Menschen unmittelbar in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und sie zu stärken. Ich empfinde dies als große Aufgabe, bei der ich jetzt noch viel bewusster hinschauen und unterschiedliche Ansätze der Demokratiebildung nutzen kann. Durch das Modul „Lernen durch Engagement“ wurde ich beispielsweise dazu inspiriert, eine Kooperation meiner Schule mit einem nahegelegenen Altenheim zu beginnen. Eine Gruppe von Schüler:innen trifft sich nun einmal in der Woche mit einer Gruppe von Senior:innen und veranstaltet gemeinsame Dinge zusammen. Sie spielen, malen, basteln, backen und haben eine gute Zeit miteinander. Dabei profitieren beide Gruppen voneinander. Die Kinder lernen, auf fremde, ältere, kranke Menschen zuzugehen, behilflich zu sein und entwickeln dabei eine Empathie und ein Selbstbewusstsein, über das ich jedes Mal nur staunen kann.
Wie definierst du für dich deine Aufgabe als Wertebotschafterin im Quadrat?
Die Erfahrungen, die ich durch „Werte im Quadrat“ machen durfte, und das, was ich dabei gelernt habe, möchte ich unbedingt weitertragen. Dabei ist es mir ein Anliegen, möglichst viele Menschen, besonders natürlich meine Kolleg:innen, dazu zu bewegen, sich ebenfalls noch viel intensiver mit Demokratiebildung auseinanderzusetzen und aktiv zu werden.
Dazu gehört, auf Missstände und Ungerechtigkeiten, die Kindern überall, auch in Kita und Schule, widerfahren, aufmerksam zu machen. Nicht, um ein graues Bild von den Bildungsinstitutionen zu zeichnen, sondern um zu überlegen, was wir als Gesellschaft dagegen tun können. Und das ist viel. Ich möchte gerne Mut machen und Interesse wecken, sich intensiv darüber Gedanken zu machen, wie wir unser Zusammenleben und unser Miteinander gestalten können, und das eigene Handeln und Denken immer wieder zu reflektieren. Dabei möchte ich als Wertebotschafterin gerne unterstützen und dazu ermuntern, sich Tipps und Hilfe von Expert:innen für den eigenen pädagogischen Alltag zu holen, sich verschiedene Projekte anzuschauen und sich mit Anderen auszutauschen. Und ich möchte die Unsicherheit und die Angst nehmen, sich dieser Herausforderung zu stellen. Es ist ein Prozess, der vermutlich nie aufhört. Aber jeder Schritt ist einer nach vorne und kann viel bewirken. Dabei kann ich mit meinem Wissen als Vorbild fungieren und treibende Kraft sein.
Eine Botschaft, die mir dabei sehr wichtig ist und die für mich immer als Grundlage dient: „Begegnen wir den jungen Menschen mit ganz viel Respekt und Wohlwollen. Hören wir ihnen zu und nehmen wir sie ernst. Wir können viel von ihnen lernen“. Sie erscheint zunächst sehr simpel. Aber ich glaube, dass sie eine noch unterschätzte Botschaft ist, an die wir uns jeden Tag erinnern sollten.
Werte im Quadrat ist ein Projekt der Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung, das sich mit Demokratiebildung und Themen des respektvollen Zusammenlebens innerhalb einer vielfältigen Gesellschaft auseinandersetzt. Es wird gefördert durch die Karl Schlecht Stiftung (KSG) und die Karl-Konrad-und-Ria-Groeben-Stiftung. Mehr zum Projekt hier.