Nele Stöhrmann übernahm im vergangenen Jahr die Leitung der Pädagogischen Werkstatt von km2 Bildung Flensburg. Welche Erwartungen verbindet sie mit km2 Bildung?
Ein Quadratkilometer Bildung ist multiprofessionell – Nele, welcher Weg führt dich in die Pädagogische Werkstatt von km2 Bildung Flensburg?
Während meines Masterstudiums im Lehramt an Gemeinschaftsschulen konnte ich bereits mehrere Jahre als Lehrkraft in den Fächern Chemie, Physik, NaWi und Verbraucherbildung tätig sein. In der Zeit bin ich mit den Schüler:innen über unterschiedlichste Wege in Kontakt gekommen. Im direkten Austausch mit ihnen sind mir oft die Herausforderungen aufgefallen, mit denen sie konfrontiert sind. Vielen dieser Schwierigkeiten liegen strukturelle gesellschaftliche Ungleichheiten zu Grunde. In der Pädagogischen Werkstatt von km2 Bildung Flensburg sehe ich die Möglichkeit, aktiv an der Schnittstelle zwischen Bildung und sozialer Gerechtigkeit zu arbeiten und einen Beitrag für größere Chancengerechtigkeit zu leisten.
Was macht für dich ein gutes Bildungsnetzwerk aus?
Ein gutes Bildungsnetzwerk bringt lokale Akteur:innen aus verschiedenen Bereichen zusammen und fördert einen kontinuierlichen Dialog, der von Vertrauen, Offenheit und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Dabei muss auch Raum für Diskursivität und Differenz gegeben sein. Gemeinsame Visionen und ein regelmäßiger Austausch über Herausforderungen, Erfolge und die Thematisierung neuer Inhalte sind wichtig, um nachhaltige und möglichst lösungsorientierte Ansätze für das Quartier zu entwickeln. Ein gutes Bildungsnetzwerk erfordert gleichermaßen eine kritische Betrachtung: Eine (wissenschaftlich) analytische Perspektive hilft, Best-Practice-Beispiele nicht unkritisch zu übernehmen, während praktische Erfahrungen wiederum zur Weiterentwicklung der analytischen Sichtweise beitragen können.
Welche Chancen siehst du durch km2 Bildung für Flensburg?
Die Pädagogische Werkstatt im Flensburger Norden soll als ein Raum für Austausch, Innovation und Mitgestaltung verstanden werden. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Bildungsprozesse im Stadtteil so gestaltet werden können, dass sie ineinandergreifen, anschlussfähig sind und echte Chancen eröffnen. Dabei spielt die Partizipation eine zentrale Rolle: Kinder, Jugendliche und Eltern sollen nicht nur Empfänger:innen von Angeboten sein, sondern aktiv an deren Gestaltung mitwirken.
Die praktische Arbeit vor Ort zeigt bereits, wie vielfältig die Chancen sind, die sich durch km2 Bildung ergeben. Es entstehen neue Formen der Zusammenarbeit mit Eltern, und Kinder sowie Jugendliche werden durch bewegungsorientierte Angebote in ihren sozialen und motorischen Fähigkeiten gezielt gestärkt. Ein Beispiel für eine solche neue Form ist das Angebot „Eltern lernen: Deutsch & Schule“. In diesem niedrigschwelligen Format erwerben Eltern grundlegende Deutschkenntnisse und erhalten zugleich wichtige Informationen rund um das Thema Schule und das Schulsystem, etwa zu Elternabenden, dem Schreiben von Entschuldigungen oder dem Übergang von der Kita in die Grundschule.
Gleichzeitig arbeitet das Bildungsnetzwerk der Pädagogischen Werkstatt kontinuierlich daran, die Bedarfe im Stadtteil zu verstehen, Praxisansätze zu entwickeln und diese nachhaltig zu verankern.
Foto: privat