Unsicherheiten auffangen – Wissen teilen
Was passiert, wenn mein Kind in die Kita oder Schule kommt? Was, wenn die Zeit in der Grundschule sich dem Ende neigt? Neue Etappen in der Bildungslaufbahn eines Kindes bergen Unsicherheiten und viele Fragen – für das jeweilige Kind mindestens so sehr wie für die Eltern und Bezugspersonen.
Die soziale Herkunft von Kindern und Jugendlichen prägt ihren Zugang zu Bildung in Deutschland maßgeblich: niedriger sozio-ökonomischer Status, keine oder prekäre Erwerbstätigkeit der Eltern, mangelnde Kenntnis des deutschen Bildungssystems, nicht-deutsche Familiensprachen – diese und weitere Aspekte können Hemmfaktoren sein im Bildungserfolg von Kindern.
Übergänge gut zu gestalten, heißt vor allem auf verschiedenen Ebenen strukturiert Wissen zu teilen: Bestenfalls kennen Kinder und ihre Familien die neue Einrichtung, ihre Abläufe und Anforderungen bereits vorab, wird Wissen zu Fähigkeiten und Entwicklungsständen einzelner Kinder weitergegeben, erkennen Kinder aufeinander abgestimmte pädagogische Ansätze und Lernmethoden wieder.
In der Praxis
Die lokalen Bildungsnetzwerke von Ein Quadratkilometer Bildung entwickeln Praxisansätze, damit Übergänge nicht zu Hürden werden.
In km2 Bildung Neubrandenburg erprobte die Grundschule Ost in Zusammenarbeit mit der Universität Rostock und benachbarten Kitas ein stärkenorientiertes Kompetenzportfolio als neues Schuleingangsverfahren, das inzwischen von vielen Kitas in ganz Mecklenburg-Vorpommern genutzt wird. Das integrierte KOMPIK Screening-Verfahren bietet ein festes Raster mit Fragen und Antwortmöglichkeiten aus elf Kompetenz- und Interessensbereichen, das fundierte Aussagen zur Entwicklung eines Kindes im Kitaalter zulässt. Alltagswahrnehmungen werden objektiviert und Übersehenes wird aufgedeckt. Vor allem aber bietet das Kompetenzportfolio eine hilfreiche Grundlage für die gezielte Förderung des einzelnen Kindes – immer im Dialog mit den Eltern und Bezugspersonen.

Kinder frühzeitig auf den Schuleintritt vorzubereiten, war in km2 Bildung Herten schon bei Programmstart im Jahr 2009 ein zentraler Handlungsschwerpunkt. Heute setzen acht Pädagogische Werkstätten an allen städtischen Grundschulen gezielte Maßnahmen um: Verschiedene Vorschulgruppen vermitteln bedarfsgerecht sprachliche und mathematische Basiskompetenzen, bereiten spielerisch auf den Sachkundeunterricht vor und sorgen für Bewegung zum Training von Grob- und Feinmotorik. Zusammen mit den FörderSCOUTS des Hertener Familienbüros schaffen die Pädagogischen Werkstätten zusätzliche Förderräume.
In km2 Bildung Potsdam haben sich Schlüsselgrundschule, Hort, die vier Kitas im Quartier, das Familienzentrum und das Bürgerhaus in einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, um die Kinder beim Übergang von der Kita zur Grundschule zu unterstützen. Der strukturierte Austausch führt nicht nur zu einer besseren Weitergabe von Informationen und konkreten Materialien, sondern vor allem dazu, dass aus einem einrichtungsbezogenen Denken gemeinsames Planen und Handeln wird. So wurden Vorschulgruppen in allen Kitas im Quartier eingerichtet, um die Kinder gezielt auf die schulischen Anforderungen vorzubereiten. Das Angebot der „Weidenhof-Minis“ bringt Kitakinder bereits einmal pro Woche in die Schule, während Erstklässler:innen für einen Tag in die Kita zurückkehren, um den Kindern dort zu zeigen, was in der Schule passiert. Für die Eltern wird neben einem Elterncafé im Bürgerhaus ein „Schulstarter-Tag“ angeboten, der sie auf den Schuleintritt ihrer Kinder vorbereitet und Impulse gibt, wie sie sie dabei unterstützen können.