Drei Fragen an... Dorothea Püttmann

Auf ein Wort mit einer ehrenamtlich Engagierten aus km2 Bildung Herten
05.12.2025

Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich die pensionierte Sonderschullehrerin Dorothea Püttmann in km2 Bildung Herten ehrenamtlich. Wir fragten sie nach ihrem Bildungsalltag und ihrem Blick auf die Fortbildungsreihe „Ehrenamt im Quadrat“.

Thea, wie sieht dein Alltag als Ehrenamtliche in Herten aus?

Im Augenblick betreue ich ein Kind mit einer Rechenschwäche einmal in der Woche parallel zum Unterricht. Im vorausgegangenen Schuljahr unterstützte ich darüber hinaus Kinder mit einer Lese- Rechtschreibschwäche ebenfalls einmal wöchentlich. In unregelmäßigen Abständen gibt es kurze Absprachen mit der Lehrerin der Kinder, sodass ich versuchen kann, mein Angebot auf die jeweiligen Erfordernisse abzustimmen.

In den vergangenen Jahren habe ich mehrfach in den Schulferien Projekte im Bereich Musik angeboten. Mit Musik können sich Kinder sehr individuell ausdrücken, auch wenn sie noch geringe Sprachkenntnisse im Deutschen haben. Kinder unterschiedlichen Alters und kulturellen Hintergrunds können etwas gemeinsam tun, gemeinsam Spaß haben, auch gemeinsam Neues lernen. So haben sie z. B. einfache Instrumente aus Abfallmaterial hergestellt und anschließend genutzt, Lieder aus verschiedenen Ländern kennengelernt, mit Instrumenten begleitet und gemeinsam getanzt.

Welche Erwartungen hattest du an das Projekt „Ehrenamt im Quadrat“?

Nach meiner Pensionierung vor mehr als zehn Jahren suchte ich eine regelmäßige ehrenamtliche Aufgabe, um meinen Alltag ohne Berufstätigkeit neu zu strukturieren. Von der Möglichkeit in meinem Wohnumfeld so etwas bei der Hertener Bürgerstiftung zu finden, hatte ich in der Presse gelesen. Zunächst unterstützte ich Erwachsene, die jemanden suchten, der ihnen beim Erlernen oder Festigen der deutschen Sprache helfen konnte. Nach kurzer Zeit merkte ich jedoch, dass mir die Arbeit mit Kindern mehr entgegenkam, da ich mich durch meinen Beruf als Sonderschullehrerin dort viel besser einbringen konnte.

Dorothea Püttmann, Foto: GONERA PHOTOS

Das Programm Ein Quadratkilometer Bildung, für das ich auch ehrenamtlich tätig sein kann, erfüllte dabei meine Erwartungen und Vorstellungen, die ich von Unterstützung im Bildungsbereich habe. Gerade die Hilfen für Kinder, aber auch für ihre Familien beim Übergang von der Kita zur Grundschule halte ich für ausgesprochen wichtig.

Besonders hervorheben möchte ich, dass die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen stets ansprechbereit sind und ich meine Wünsche und Vorstellungen vorbringen kann. So kann ich mich auch als Ehrenamtliche als Teil eines Teams fühlen, das sich für die Ziele des Programms einsetzt.

Gibt es Aspekte der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung, die dich besonders begeistert haben?

Durch meine berufliche Tätigkeit – ich habe mehr als 20 Jahre in der Grundschule in Inklusionsklassen gearbeitet – bin ich oft mit Vorurteilen, die zum Aspekt Ableismus gehören, konfrontiert worden: die Kinder waren nur selten voreingenommen gegenüber ihren Mitschüler:innen mit Behinderung. Eltern aber hatten viele Vorurteile. Durch die Bearbeitung dieses Aspektes ist mir das noch einmal in Erinnerung gekommen. Vorurteile konnten oft entkräftet werden durch beispielhaftes Verhalten sowohl der Lehrer:innen als auch besonders der Kinder. Erfreulich war es, dass Eltern von Kindern ohne Behinderung erfuhren, dass auch ihre Kinder vom gemeinsamen Unterricht profitierten.

Durch das Angebot „Ehrenamt im Quadrat“ ist mir noch einmal deutlich geworden: Es ist immer wieder nötig zu reflektieren, ob ich mit meinen sprachlichen Äußerungen andere Menschen diskriminiere. Aufgefallen ist mir das vor allem beim Umgang mit Geflüchteten. Meine Neugierde verleitet mich bisweilen, Fragen zu stellen, die als diskriminierend empfunden werden können.

Ehrenamt im Quadrat“ ist ein Projekt der Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung. Es wird gefördert durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) im Rahmen des Förderprogramms „transform_D“.